[Gastprojekt]
Tiempo Muerto #3
History of the Universe in 20 Minutes
Juan Pablo Macias
22. – 24.11.2013
Eröffnung: Freitag, 22.11., 18 Uhr
Projektpräsentation und Künstlergespräch, 19 Uhr
»Freedom of reading, open conversation and discipleship have been traditional ways of education in different cultures, of social learning, but at some point we lost the thread of a pleasurable conversation – the conversation that made us go down from the trees, to sit around fire and enjoy conversation, to lose the tail, to lose the tail for the amusement to be around others listening stories that fire illuminates, that allow us to sift the memory in the mill of forgetfulness.«
Braulio Hornedo Rocha, »History of the Universe in Twenty Minutes«, Puebla, 2011
Der mexikanische Künstler Juan Pablo Macias präsentiert im Kunstraum die dritte Ausgabe der Zeitung »Tiempo Muerto«, die inhaltlich sein Langzeit-Projekt »Biblioteca Social Reconstruir« begleitet. Ziel ist die Wiedereinrichtung einer der wichtigsten Bibliotheken für anarchistische Literatur in Mexiko und die gemeinsame Diskussion kunsttheoretischer und politischer Ideen. Der Künstler, der bereits im August 2012 im Rahmen einer Sommerresidenz sein Projekt »Tiempo Muerto« im Kunstraum München vorgestellt hat, wurde nun eingeladen die neusten Entwicklungendieses Projekts zu präsentieren.
Die Ausstellung konzentriert sich auf den editoriellen Prozess der zwei letzten Ausgaben der Zeitschrift »Tiempo Muerto« TM#2 und TM#3. Die Zeitschrift begleitet seit 2012 sein langjähriges Projekt »BSR« (2009–2010). Dessen Zielsetzung ist der Erwerb eines neuen Standorts für die Bibliothek Social Reconstruir, einer der wichtigsten Bibliotheken für anarchistische Literatur in Mexiko, um sie wieder der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.1 Thematischer Leitfaden der Zeitschrift sind die Unzugänglichkeit der Information in den Händen privater und öffentlicher Institutionen, das Privateigentum und die verschulte, durch die Machthabenden gesteuerte Bildung. Themen, die aus unterschiedlichen Blickwinkeln und Bereichen, von verschiedenen anarchistischen Autoren und Philosophen, von Anfang desXIX Jahrhunderts bis heute betrachtet werden.
Der Titel der Ausstellung bezieht sich auf den in TM#3 enthaltenen Text »History of the Universe in 20 Minutes« des mexikanischen Architekten, Philosophen und Literaten Braulio Hornedo Rocha, der während einer Performance in Puebla Mexico die Geschichte des Universums von vor 13.700 Millionen Jahren bis heute in 20 Minuten erzählte. Seine Erzählung der Entstehung des Universums, des Sonnensystems und der wichtigsten Stufen in der Entwicklung der Menschheit (Feuer, Ackerbau, Sprachentwicklung, Städtebildung) und ein Zitat von Goethe über die Bedeutung des Wissens der Geschichte der letzten 3000 Jahre führen als Einleitung zu seinen kritischen Gedanken über die heutige verschulte und durch das kapitalistisch orientierte System gesteuerte Erziehung und Bildung. Eine Erziehung, die nicht mehr freies und universelles Denken vermittelt, sondern nur noch sehr spezialisiert und in vorgefertigten Bahnen anleitet und führt.
Fotodokumentationen, Kunstvideos und die verschiedenen Aktionen und Performances, die entlang des redaktionellen Prozesses konzipiert wurden, dokumentieren den editoriellen Vorgang und dienen als Material der Ausstellung. Darunter auch die 448 kleinformatigen Fotos, die die Beilage von TM#2 bilden. Die Fotos dokumentieren die Entwicklung einer utopische Gemeinschaftin Mexiko, die in der zweiten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts gegründet wurde. Die Bilder werden an den Wänden des Kunstraums ausgestellt und können direkt von den Besuchern erworbenwerden, für den gleichen Betrag, der von den »ursprünglichen Besitzern« verlangt wird.
So wird während der drei Ausstellungstage ein wirtschaftlicher Mechanismus in Gang gesetzt, der dem der Aneignung von allgemeinem Kulturerbe durch die Institutionen entspricht.
»THE ISOLATED INDIVIDUAL, HAS HE A RIGHT TO A PERSONAL RE-APPROPRIATION OF HIS PART OF THE COLLECTIVE PROPERTY? HOW CAN IT BE DOUBTED. THE COLLECTIVE PROPERTY BEING APPROPRIATED BY A FEW, WHY SHOULDN’T IT BE TAKEN BACK IN DETAIL, WHEN IT CAN’T BE TAKEN BACK AS A WHOLE?«—ELISEE RECLUS
http://juanpablomacias.tumblr.com
Kuratiert von Emily Barsi