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Otto Neurath. 5 Aktivierungen

06.06. – 28.07.2019

Otto Neurath ist heute vor allem für die Wiener Methode der Bildstatistik, die auch als Isotype bezeichnet wird, bekannt. Dass er ab März 1919 im postrevolutionären München als Leiter des Zentralwirtschaftsamtes die Vollsozialisierung Bayerns durchführen wollte, zählt hingegen zu den eher unbeachteten Aspekten seiner Vita. Der dokumentarische Teil der Ausstellung untersucht den Zusammenhang zwischen Planwirtschaft und Piktogramm, und widmet sich außerdem Neuraths Kontakten zu Künstlern der Revolutionszeit.

Zudem sind in 5 parallel stattfindenden, sich akkumulierenden »Aktivierungen« künstlerische Arbeiten zu sehen, die sich mit dem Werk Neuraths auseinandersetzen.

Aktivierung 1: Zur Utopie des Designs
Ausstellungsdisplay von Rasso Rottenfußer

Aktivierung 2: Zur Utopie des Diagrammatischen
Wandarbeit von Minna Henriksson

Aktivierung 3: Zur Utopie der Aufklärung
Harun Farocki: Zwischen zwei Kriegen

Aktivierung 4: Zur Utopie der Abstraktion
Gruppenausstellung

Aktivierung 5: Zur Utopie politischer Kunst
Studientag

Abstraktion und Gegenständlichkeit werden in der Kunst meist als oppositionelle Prinzipien aufgefasst. Die vierte Aktivierung der Ausstellung zu Otto Neurath versucht unter dem Titel »Zur Utopie der Abstraktion« zu zeigen, dass dieser Gegensatz zumindest für die Zeit um 1918/19 nicht greift, sondern dass das – gegenständliche – Piktogramm und das – abstrakte – Zeichen gleichberechtigt nebeneinander standen. Gegenständlich und abstrakt arbeitende Künstler und Künstlerinnen konnten sich (und dies nicht nur im postrevolutionären München) beide gleichermaßen in den Dienst des neuen sozialistischen Staates stellen, denn beide begriffen sich als politisch. Erst nach 1945 etablierte sich die Vorstellung von einer von direkten politischen Botschaften freien Abstraktion des freien Westens auf der einen und einer politisch gebundenen gegenständlichen Bildsprache des sozialistischen Realismus auf der anderen Seite.

»Gruppenausstellung« thematisiert diesen Aspekt einer gemeinsamen Gesellschaftsvision ebenso wie das Aufgehen des Künstlerindividuums in anonymer Bildproduktion.

Kuratiert von Daniela Stöppel und Studierenden des Instituts für Kunstgeschichte der LMU.


PROGRAMM

Samstag, 27.07., 10 – 17
Studientag: Aktivierung 5: Zur Utopie politischer Kunst

10.00 bis 10.45
Daniela
Stöppel: »Zur Utopie politischer Kunst. Otto Neurath als ›Gestalter‹?«

10.45 bis 11.30
Neven Denhauser: »Die Holzschnittmappe ›Lebendige‹ von F. W. Seiwert, Angelika Hoerle, Anton Räderscheidt und Peter Abelen. Politische Kunst 1919 und die Verbindungen der Kölner Progressiven nach München«

11.30 bis 12.15
Rudolf Herz: »Wer lichtet wen ab? Und was macht er dann damit? Zur Porträtfotografie der Münchner Revolution 1918/19«

12.15 bis 13.30 Mittagspause

13.30 bis 14.15
Nisaar Ulama: »Metaphysik trennt, Bilder verbinden. Zur politischen Philosophie des Wiener Kreises«

14.15 bis 15.00
Berthold Reiß: »Das Besondere«

15.00 bis 15.15 Kaffeepause

15.15 bis 16.00
Lena Tilk: »Abstraktion und Gegenständlichkeit«

16.00 bis 16.30 Abschlussgespräch und Ausklang


Ausstellung und Katalog werden gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, Herzog Franz von Bayern, den Freundeskreis des Instituts für Kunstgeschichte der LMU, dem Department Kunstwissenschaften der LMU und deepblue exposervice GmbH.