Kr.

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Jahresgaben

SCHWARZ–WEISS–GRAU

10. – 18.12.2016

Eröffnung: Freitag, 09.12., 19 Uhr

[Gastprojekt]

Christian Jendreiko
12 KOSMISCHE BEISPIELE

Buchpräsentation & Künstlergespräch:
Donnerstag, 15.12., 20 Uhr
Mit Christian Jendreiko, Michael Hirsch
und Daniela Stöppel

​Foto: Matthias Lahme


Der Katalog »12 KOSMISCHE BEISPIELE« (Apparent Extent, 2016) dokumentiert eine zweijährige Reihe von Instrumentalaktionen von Christian Jendreiko in der Düsseldorfer Bergerkirche. Von Jendreiko gingen Einladungen an Künstler/innen, Musiker/innen und Wissenschaftler/innen, um im Rahmen seiner Aktionen an einem »post-partikularen Kunstbegriff« zu arbeiten. Jendreikos mehrstündige bis mehrtägige Aktionen beruhen auf Verbalnotationen. Musikinstrumente spielen in seinen Aktionen eine wesentliche Rolle.

Der Münchner Philosoph und Politologe Michael Hirsch, selbst Teilnehmer an einer Aktion der »12 KOSMISCHEN BEISPIELE«, schreibt im Katalog: »Christian Jendreikos Aktionen sind Modelle in einem starken Sinne. Sie sind Übungssysteme, konkrete Utopien einer sozialinnovativen, gemeinschaftlichen Lebenspraxis. In ihrem Rahmen geht es darum, hier und jetzt schon mit Vorübungen für ein anderes Leben zu beginnen. Es geht darum, jetzt schon so zu sprechen, zu denken, miteinander zu handeln und zu spielen, als ob wir bereits in einer befreiten Gesellschaft lebten; befreit, erlöst von den Zurichtungen, Rollen- und Identitätszwängen der bürgerlichen Gesellschaft.«

Christian Jendreiko wurde 1969 in Recklinghausen geboren und lebt und arbeitet in Düsseldorf. Zur Zeit ist er Gastprofessor an der Peter Behrens School of Arts, Düsseldorf. 2009 zeigte der Nürnberger Kunstverein die erste Einzelausstellung von Christian Jendreiko. In München waren Aktionen von Christian Jendreiko im Rahmen von Veranstaltungen am Kunstverein München (2011) und in der Lothringer13 (2014) zu sehen, im Kunstraum München war er 2009 mit seinem Duo Werni & Jendreiko zu Gast.

www.apparent-extent.com


Katalog gefördert von Kunststiftung NRW

Arturo Hernández Alcázar
Falling Remains

27.10. – 27.11.2016

Eröffnung: Mittwoch, 26.10., 19 Uhr




Die Ausstellung »Falling Remains« im Kunstraum München zeigt die aktuelle Arbeit des mexikanischen Künstlers Arturo Hernández Alcázar. In seiner Ausstellung erforscht der Künstler die Natur von Kollaps, Kollision und Transformation, die durch die bestehenden Krisen im ökonomischen, sozialen und politischen System bedingt sind. Nach Alcázar wohnt allem, das mit der Idee eines Fortschritts verbunden ist, von der architektonischen Form bis zum einfachen Alltagsobjekt, Instabilität, Zerstörung und Transformation inne. Die Verwendung von Material mit Spuren von Erosion, Explosion, Pulverisierung, Zerstörung, Fragmentierung, Schmelzung und Demontage ist fundamentales Merkmal seines Schaffens.

Alcázars Arbeit ist eine ständige Suche nach den Hinterlassenschaften von wirtschaftlichen und politischen Aktivitäten. Seine Arbeiten bestehen daher aus von ihm gefundenen oder gesammelten Objekten, die er an verschiedenen Orten, in anderen Kontexten und Situationen wiederverwendet wie: zurückgelassenes Werkzeug entlassener Arbeiter; Fotografien zusammengebrochener Konstruktionen; Archive unleserlicher Zeitungen; geschmolzenes recyceltes Metall. Durch ständig neue Kombinationen, Hinzufügungen oder Wegnahmen des Materials, erhalten die Installationen immer wieder eine neue Gestalt. Seine unbeständigen, unfertigen und temporären Skulpturen, Sammlungen und Soundinstallationen bilden eine kritische Stellungsnahme zu gegenwärtigen und vergangenen Verhältnissen.

In München wird eine neue, ortsspezifische Arbeit entwickelt werden sowie ein Künstlerbuch in Kooperation mit Antena Ediciones speziell zu dieser Ausstellung herausgebracht.

Arturo Hernández Alcázar wurde 1978 im Mexico Stadt geboren. Seine Arbeit wurde seit den 90er Jahren unter anderem gezeigt im: Mexiko National Arts Centre; X Istanbul Biennale; MUAC, Mexiko; Museum of Modern Art, Mexiko; Museé d’Art Moderne de la Ville de Paris; Amparo Museum, Puebla; 5 Biennale von Moskau; University of Chicago; San Francisco Art Institute; School / Museum of Fine Arts Boston; NGBK, Berlin; Centro Alcobendas, Madrid, TUPFER, Barcelona und SWAB, Barcelona und Torre de los Vientos/Galery Marso.

Er studierte bildende Kunst an La Esmeralda, Mexiko-Stadt und ist seit 2012 Alumni der Sommerakademie Paul Klee Zentrum in Bern. Seine jüngsten Publikationen sind »Escombro«, Hrsg. El Mojado, Paris-Mexico; »Piedras, Los Otros und Falling Remains«, Hrsg. Gato Negro Editiones; »Estados de colapso (Atlas)«, Hrsg. José de la Fuente, Spanien und »Sonidos del Desastre« in Zusammenarbeit mit dem Kulturinstitut von Campeche und Gato Negro Ediciones.

Kuratiert von Emily Barsi


Die Ausstellung wird gefördert von

Raymond Hains in München 1999

Lange Nacht der Museen: Samstag, 15.10.




http://www.muenchner.de/museumsnacht/

Hang zum Konflikt
Anna Witt & Mykola Ridnyi

08.09 – 09.10.2016

Eröffnung: Mittwoch, 07.09., 19 Uhr

Artist Talk: Samstag, 10.09., 16 Uhr

Die Ausstellung »Hang zum Konflikt« im Kunstraum stellt mit der in Wien lebenden Künstlerin Anna Witt und dem ukrainischen Künstler Mykola Ridnyi zwei Positionen gegenüber, die aus unterschiedlichen Perspektiven alternative Erzählformen zur gängigen Geschichtsschreibung entwerfen. Im Mittelpunkt stehen dabei die Werte ebenso wie das Konfliktpotential einer demokratischen Gesellschaftsordnung.

»Hang zum Konflikt« lässt eine spürbare Spannung zwischen den unmittelbaren Auswirkungen politischer Ereignisse auf die persönliche und mediale Wahrnehmung entstehen – zwischen Einfühlung und Abstumpfung. Fragen zu direkter Gewalt und staatlicher Autorität bestimmen den Dialog zwischen Anna Witt und Mykola Ridnyi ebenso wie ein vereinendes Denken über den schmalen Grad der Freiheit. Die Aufgabe einen Diskurs daraus zu bilden und eine Meinung zu generieren projiziert die Ausstellung auf den Betrachter.

Kuratiert von Monika Bayer-Wermuth und Sabine Weingartner.


Gefördert durch die Gisela und Erwin Steiner-Stiftung, Finbridge GmbH & Co KG und das Kulturreferat der Landeshauptstadt München.


[Sommerresidenz]

what remains gallery
shows
Tobias Rehberger mobile

August 2016

Artist Talk: 28.08., 17 Uhr


what remains gallery is perceived as a constantly evolving process and thus focuses on insight from questions such as, »How do the canons of western art history influence memory?« and »What is the impact of an artist’s symbolic interaction on his audience?«

After exhibiting a perceptive pattern and camouflaging the idea of Gesamtkunstwerk at Galerie Foe 156 during July 2016, the what remains gallery displays Tobias Rehberger mobile at Kunstraum München in August 2016. The question naturally arises: »How will memory and perception be influenced by relocating and disrupting an existent complex art expression as it is introduced promptly to another institution?«

In doing so what remains gallery will develop an iteration and dynamic display of the previous show within the particular space of the Kunstraum München to foreshadow the shifting functions of past reflective memories as they are projected towards the future. Being aware of an invariant timeline, this residence at Kunstraum will be used to evaluate and reflect memory as the key of aesthetic and ethical self-reflection in contemporary art-production. We welcome you to this artist dialogue.



Fotos 1, 2: Landspersky&Landspersky; Foto 3: Alexander Steig

Carmen Dobre-Hametner
Consuming History

30.06. – 24.07.2016

Eröffnung: Mittwoch, 29. 06., 19 Uhr
Die Künstlerin ist anwesend.

Künstlergespräch: Mittwoch, 13. 07., 19 Uhr
»The Fiction of History«
Mit Nina Neuper, Kunsthistorikerin, München

Carmen Dobre-Hametner (*1978 in Bolintin-Vale, Rumänien) ist im Kunstraum München mit ihrer ersten Einzelausstellung in Deutschland zu sehen. Die Künstlerin zeigt ihre Arbeit »Consuming History« in vervollständigter Form. Erstmals waren Auszüge der fotografischen Serie 2015 während der 56. Biennale di Venezia in der Neuen Galerie des Rumänischen Kulturinstituts am Campo Santo zu sehen.

Insgesamt 24 Fotografien in Leuchtkästen evozieren ein kinematographisches Panorama, das auf den ersten Blick eine Geschichte oder vielmehr Geschichte aus vergangener Zeit erzählt. Bei der genaueren Betrachtung erfahren die Bilder, die im winterlichen Litauen entstanden sind, und Männer und Frauen in sowjetischen Uniformen sowie scheinbar Gefangene eines Lagers zeigen, einen Bruch. Zu stark scheint die uniformierte Ärztin geschminkt, zu theatral ihr Auftreten. Der Betrachter gerät in ein merkwürdiges Zwischenstadium zwischen Realität und Fiktion.

Das Projekt dokumentiert eine partizipative Show, die in einem ehemaligen sowjetischen Bunker in der Nähe von Vilnius, Litauen stattfindet, wo ein Team von Schauspielern für Einheimische und ausländische Touristen das traumatische Leben während der kommunistischen Diktatur inszeniert. Die Besucher sollen dabei in einzelnen Stationen eine Propaganda-Sitzung, ein KGB-Verhör, eine rudimentäre medizinische Untersuchung, die Abnahme von Fingerabdrücken und Ansätze einer militärischen Ausbildung erleben, und können dann in einem kommunistischen Geschäft einkaufen und eine typische kommunistische Mahlzeit zu sich nehmen. Die Erlebnisshow verbindet aggressive Momente mit humoristischen Szenen, um dem Nervenkitzel ein Unterhaltungsmoment entgegenzusetzen. Die Auseinandersetzung mit den tatsächlichen Schrecken der sowjetischen Vergangenheit werden unter dem Versuch Geschichte in konsumfreundliche Happen zu verpacken, begraben. Im »Survival Drama« (so der Name der Show) wird Geschichte zur touristischen Attraktion.

Eine zentrale Frage von Carmen Dobre-Hametners Werk ist die Ambiguität von Realität und ihre fiktionale Dimension. Sie greift Begebenheiten aus der wirklichen Welt auf und hält sie in ihren Fotografien auf eine solche Art fest, dass der Betrachter mit ihnen als Fiktion konfrontiert wird. Es drängt sich in diesem Fall eine Infragestellung von Geschichtsschreibung auf und zugleich wird eine gesellschaftspolitische Auseinandersetzung mit deren Umgang in Form einer Freizeitunterhaltung angestoßen.

»After getting out of the cars, we stood in the winter cold together, forming a group in front of the old bunker. In the old times what followed would have forged bonds of sacrifice and survival, betrayal and absolute friendship, and we would have never been able to forget each other. The Soviet army officer impersonator approached us with a grim face and a frantic barking German shepherd. A minor inner jolt reconfigured the group, the faint echo of terror.«
(Carmen Dobre-Hametner, »Consuming History«)

Kuratiert von Monika Bayer-Wermuth




Vortrag im Rahmen des Ausstellungsprojekts
I have seen the future

Anton Schütz:
»Das Ja und das Nein des Bilds«

Freitag, 10.06., 19 Uhr


Zwischen einer kleinen Zahl von Schlüsselbegriffen des »Bildregiments« – Bildverbot, Ikonoklasmus, Transparenz, Abstraktion, Figuration – und einer sprachlosen Erfahrung, deren Herausforderungen den beflissenen Wort- oder Logosteil unserer Weltbeherrschung ausser Kraft setzen, sobald er mit Bild und Bildlichem konfrontiert ist, klafft der unüberbrückbare Abgrund, der uns mit dem Bild verbindet. Werte, Streite und Urteile sind stets im Bildthema verankert und führen ihre Bildstrategien mit sich. Mittel des Sprechens, Verständlichmachens, Argumentierens, Abwägens werden eingesetzt, um Schneisen des Möglichen durch das Unmögliche zu legen, das mit dem Bild gegeben ist – Schneisen der Transparenz durchs intransparente Bild. Unsere Frage wird sein: mit welchem »Erfolg«?

Anton Schütz ist Senior Lecturer an der Birkbeck School of Law, London University. Arbeitsschwerpunkte: Rechtsgeschichte und -theorie, Systemtheorie, Lesarten der Geschichte des Christentums. Übersetzer u.a. von Giorgio Agamben, Signatura rerum: zur Methode, Surhkamp Frankfurt 2009, und ders., Der Mensch ohne Inhalt, Suhrkamp Berlin 2012.

Zuletzt erschienen: »Age of Crime Fiction«, in M. Aristodemou, Fiona Macmillan and Patricia Tuitt (eds), »Crime Fiction and the Law«. Routledge: Birkbeck Law Press (forthcoming); »Conflict of the faculties: An Extinct Form re-emerges«, in Alberto Febbrajo und Francesco Gambino (Hg.), »Il diritto frammentato«. Giuffrè Mailand 2013, 337-372; »Der Geist des Neuen Testaments und die Institutionsanalyse: Eine zeitgemäße Betrachtung an Leitfäden von Pierre Legendre, Serge Margel und Jonathan Z. Smith«, in Clemens Pornschlegel (hg.), »Paulus-Lektüren«, Wilhelm-Fink-Verlag Munich 2013, 187-219.


Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferates München.

In Kooperation mit Favorit Bar.

Vortrag im Rahmen des Ausstellungsprojekts
I have seen the future

Philipp Stoellger:
»Unmögliche Bilder«

Freitag, 03.06., 19 Uhr

Die Lebensformen der Spätmoderne scheinen von einem ostentativen Grundsatz bestimmt zu sein: Ich bin sichtbar, also bin ich. Und bin ich nicht sichtbar, bin ich nicht. Das gilt für die Höchsten wie für jedermann. Ohne bildliche Präsenz in den Medien ist man namenloser Hinterbänkler. Ohne bildliche Präsenz (zum Beispiel in den social media) ist man nicht präsent, wie tot.

Radikale Sichtbarkeit ist aber so unmenschlich wie unmöglich. Dagegen sollte zu den Menschenrechten ein Recht auf Unsichtbarkeit gehören. Und weiter: Wenn Unsichtbarkeit ein Politikum wird, fragt sich, wie und wodurch Gemeinschaft möglich wird, die solche Unsichtbarkeit nicht nur toleriert (als nostalgische Privatheit), sondern als ihren Grund anerkennt. Könnte die Bergpredigt ein maßgeblicher Text für diese Frage sein?

Philipp Stoellger ist Professor für Systematische Theologie. Seit 2015 hält er den Lehrstuhl für Systematische Theologie, insbesondere Dogmatik und Religionsphilosophie der Theologischen Fakultät der Universität Heidelberg. Zuletzt u.a. erschienen: Stoellger, Philipp (Hg.), »Deutungsmacht. Religion und belief systems in Deutungsmachtkonflikten«, Tübingen: Mohr Siebeck, 2014. Stoellger, Philipp/Gutjahr, Marco (Hg.), »An den Grenzen des Bildes. Zur visuellen Anthropologie«, Würzburg: Königshausen & Neumann, 2014. Stoellger, Philipp/Gutjahr, Marco (Hg.), »Visuelles Wissen. Ikonische Prägnanz und Deutungsmacht«, Würzburg: Königshausen & Neumann, 2014. Stoellger, Philipp (Hg.), »Un/sichtbar. Wie Bilder un/sichtbar machen«, Würzburg: Königshausen & Neumann, 2014. Stoellger, Philipp/Klie, Thomas (Hg.), »Präsenz im Entzug. Ambivalenzen des Bildes«, Tübingen: Mohr Siebeck, 2011.


Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferates München.

Vortrag im Rahmen des Ausstellungsprojekts
I have seen the future

Jens Kabisch:
»Wider die Transparenz – Tiqqun und
die Politik der Unsichtbarkeit«

Montag, 30.05.
Einlass 20 Uhr, Beginn 20:30 Uhr
Favorit Bar, Damenstiftstraße 12
Eintritt frei

Transparenz gehört heute zu den Schlüsselworten der politischen Debatte. Transparenz soll Licht ins Dunkle bringen, es soll Geheimnisse vernichten und die Welt von den Geißeln der Despotie befreien. So zumindest die Hoffnung der Befürworter dieses Ideals. Ausgehend von den Thesen des französischen Anarchisten-Kollektivs Tiqqun, das in Deutschland mit den Büchern »Der kommende Aufstand« und »An unsere Freunde« bekannt wurde, wird der Vortrag von Jens Kabisch diese Ideen der Transparenz begutachten, Tiqquns Kritik an der »Tyrannei der Transparenz« betrachten und an ihrem Modell der Unsichtbarkeit einen Gegenentwurf entwickeln, der uns helfen soll, uns vor dieser Tyrannei zu schützen.

Der Vortrag findet im Rahmen des Ausstellungsprojekts »I have seen the future« des Künstlers Jens Kabisch statt, das derzeit im Kunstraum zu sehen ist. Zwei weitere Vorträge von Philipp Stoellger und Anton Schütz im Kunstraum befassen sich ebenfalls mit der Thematik des Bildes, des Bildlosen und der Darstellung des Undarstellbaren.

Jens Kabisch ist Künstler und promovierter Kulturhistoriker. Er studierte an der Akademie der Bildenden Künste, München, der Hochschule der Künste, Berlin, und am Central Saint Martins College, London, und promovierte mit einer Arbeit zu Barack Obama und der Politik der Authentizität an der Hochschule für Gestaltung, Karlsruhe. In seinen Arbeiten beschäftigt er sich vornehmlich mit Strukturen US-amerikanischer Geschichtsstiftungen und ihren politischen Implikationen. Zur Zeit arbeitet er zum Zusammenhang von Bilderverboten und der Rationalität juridischer Ordnungen. Zuletzt erschienen: »Innocent Nation. Barack Obama und die Politik der Authentizität«, Wien: Turia + Kant, 2013.

Seit dem Jahr 2000 betreut Kabisch überdies den amerikanischen Stuntman und Daredevil extraordinaire Evil Knievel. Weitreichende Ausstellungsbeteiligungen u.a.: KunstWerke, Berlin, Whitechapel Art Gallery, London, Frankfurter Kunstverein und dem Haus der Kunst, München. Derzeit ist im Hartware MedienKunstVerein Dortmund, die von Jens Kabisch und Inke Arns kuratierte Ausstellung »Whistleblower und Vigilanten. Figuren des digitalen Widerstands« zu sehen.

JENS KABISCH ist Künstler und promovierter Kulturhistoriker. Er studierte an der Akademie der Bildenden Künste, München, der Hochschule der Künste, Berlin, und am Central Saint Martins College, London, und promovierte mit einer Arbeit zu Barack Obama und der Politik der Authentizität an der Hochschule für Gestaltung, Karlsruhe. In seinen Arbeiten beschäftigt er sich vornehmlich mit Strukturen US-amerikanischer Geschichtsstiftungen und ihren politischen Implikationen. Zur Zeit arbeitet er zum Zusammenhang von Bilderverboten und der Rationalität juridischer Ordnungen. Zuletzt erschienen: Innocent Nation. Barack Obama und die Politik der Authentizität, Wien: Turia + Kant, 2013.

Seit dem Jahr 2000 betreut Kabisch überdies den amerikanischen Stuntman und Daredevil extraordinaire Evil Knievel. Weitreichende Ausstellungsbeteiligungen u.a.: KunstWerke, Berlin, Whitechapel Art Gallery, London, Frankfurter Kunstverein und dem Haus der Kunst, München. Derzeit ist im HartwareMedienKunstVerein Dortmund, die von Jens Kabisch und Inke Arns kuratierte Ausstellung »Whistleblower und Vigilanten. Figuren des digitalen Widerstands« zu sehen.


Mit freundlicher Unterstützung des Kulturreferates München.

Jens Kabisch
I have seen the future

Ausstellung und Vorträge

12.05. – 19.06.2016

Eröffnung: Mittwoch, 11. 05., 19 Uhr

Brauchen egalitäre Gemeinschaften Bilder? Ersinnt die Bergpredigt – als Vision einer dieser Gemeinschaften radikaler Gleichheit und Freiheit – ein »Inkarnat« des politischen Körpers? Und wie können wir eine Ästhetik des Miteinanders denken? Das Projekt von Jens Kabisch stellt Fragen nach der politischen und ethischen Dimension des Bildes und des Bildlosen.

Do egalitarian communities demand images to thrive? Does the Sermon on the Mount – as a vision of a radical community to come – envision the surrogate of a political body? How can we conceive aesthetics of togetherness? The project of Jens Kabisch inquires these issues and explores the correlation between the image and the aniconic.

Realisierung Lennart Laule


VORTRÄGE

30.05., 20 Uhr, Favorit Bar, Damenstiftstraße 12
Jens Kabisch: Wider die Transparenz – Tiqqun und die Politik der Unsichtbarkeit

03.06., 19 Uhr, Kunstraum, Holzstraße 10
Philipp Stoellger: Unmögliche Bilder

10.06., 19 Uhr, Kunstraum, Holzstraße 10
Anton Schütz: Das Ja und das Nein des Bilds

Installation, photographs and accompanying lectures by Philipp Stoellger, Anton Schütz and Jens Kabisch.


Die Ausstellung wird gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst sowie durch das Ausstellungshaus für christliche Kunst e.V..

Das Begleitprogramm wird gefördert durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München.

In Kooperation mit Favorit Bar



Monika Kapfer und Cora Piantoni

Abriss.
Wir haben viel erlebt

07.04. – 01.05.2016

Eröffnung: Mittwoch, 06.04., 19 Uhr

Roundtable: Sonntag, 17.04., 15 Uhr
»Die Neunziger Jahre – Zeiten des Wandels
im Kunstraum München«

Fahrrad-Tour: Sonntag, 24.04., 15 Uhr
»Die Räume des Kunstraum München. Vier Ortstermine«

​Monika Kapfer und Cora Piantoni, Baulücke Goethestraße 34, ehemaliger Kunstraum (1996 bis 2002)


Monika Kapfer wurde 1970 geboren. Sie lebt und arbeitet in München. Cora Piantoni wurde 1975 geboren. Sie lebt und arbeitet in München und Zürich. Beide verbindet, dass sie in München in den 1990ern an der Akademie der Bildenden Künste studiert haben und dass für sie in dieser Zeit der Kunstraum München ein wichtiger Impulsgeber sowie Ort des Austausches war. Sie haben nun auf der Grundlage von Nachforschungen im Archiv des Kunstraums und persönlichen Erinnerungen eigene Arbeiten entwickelt, die um die Ausstellungen, die Kurator/innen, aber auch die Räume des Kunstraums kreisen.

Beide Künstlerinnen verfolgen keinen streng dokumentarischen oder archivalischen Zugang, sondern eröffnen in installativen Arbeiten vielmehr assoziative Bezüge, um die besondere Bedeutung des Ortes und die spezifische Stimmung des Kunstbetriebes im München der 1990er Jahre zu reflektieren. So greifen Monika Kapfers installative Interventionen minimal in den Raum ein, während Cora Piantoni im Rückgriff auf dokumentarisches Material neue narrative Zusammenhänge schafft. Gemeinsam ist ihnen ein konzeptueller und zugleich intuitiver Ansatz, der Kunst als eingebunden in soziale Prozesse begreift und diese mit formal-ästhetischen Mitteln anschaulich macht.

Ihre künstlerische Praxis erweist sich damit selbst als nicht unwesentlich durch die 1990er Jahre geprägt, so wie möglicherweise auch das aktuelle Selbstverständnis des Kunstraums aus dieser Zeit herrührt. Wohl nicht zuletzt aufgrund dieser prägenden Funktion für eine Generation von Künstler/innen und Kurator/innen um die Vierzig/Fünfzig, die den aktuellen Kunstbetrieb mittlerweile selbst dominieren, ist die aktuell zu beobachtende Beschäftigung mit den 1990ern auch als Selbstbefragung dieser Generation über ihre eigenen Grundlagen zu bewerten. So blickt unter anderem das mumok in Wien in der Schau »to expose, to show, to demonstrate, to inform, to offer. Künstlerische Praktiken um 1990« auf diesen Zeitraum zurück. Sowohl die Ästhetiken als auch die Inhalte dieser Zeit werden dort mit dem Abstand von 20 Jahren reflektiert. Dazu stellt Ariane Müller in ihrer Rezension der Ausstellung für »Texte zur Kunst« fest, Arbeiten seien damals vor allem als »Material« verstanden worden, was sich nicht zuletzt in der Aufhebung der »Trennung in Kunstwerke, Paraphernalia und Dokumentation« im Ausstellungsdisplay äußerte. Die Kunst habe sich zudem, so Müller, »in eine utopische Diskussion begeben, von der sie nicht wollte – und das ist auch ein Unterschied zu den anderen Avantgarden des 20. Jahrhunderts –, dass sie aus der Kunst herausführte.«

An die Leseecken- und Sitzsackzästhetik der 1990er Jahre, die oft auch das Didaktische nicht scheute, knüpfen auch Kapfer und Piantoni in ihrer Ausstellung – teils nicht ganz ironiefrei – an. Schon der Ausstellungstitel »Abriss. Wir haben viel erlebt« bezieht sich sowohl auf eigene Erfahrungen und Eindrücke, als auch auf die mitunter durchaus turbulente Geschichte des Raumes und seiner Betreiber/innen. Im »wir« blitzt aber auch die damals nahezu obligatorische partizipative Konzeption von Ausstellungen auf, bei denen immer die gesamte Gesellschaft adressiert werden sollte. Die Zeitungsaufsteller von Cora Piantoni, die statementhaft Einblicke in die Kommunikation des Kunstraums bieten, greifen diesen Anspruch, sich mittels einer diskursiven Display-Ästhetik an eine idealtypisch verstandene Gesamtöffentlichkeit richten zu wollen, erneut auf.

»Abriss« ist zum einen zeitlich zu verstehen, sowie auch räumlich-architektonisch: 1990, 1997, 2002 und 2008 musste der 1973 gegründete Kunstraum umziehen, und auch die sich immer wieder ändernde Zusammensetzung des Vorstands spiegelt den andauernden Transformationsprozess eines Kunstvereins im Wandel wider. Monika Kapfer erweist diesem permanenten Übergang Reverenz, indem sie in ihren Arbeiten bewusst eine Ästhetik von Baustelle oder – auf den Kunstbetrieb bezogen – von Um-, Auf- und Abbau herstellt.

Das Projekt schließt sich an die bereits seit einigen Jahren intensiv betriebene interne Auseinandersetzung mit der Geschichte des Kunstraums an. Den 1990er Jahren wurde in diesem Rahmen bislang jedoch nur wenig Aufmerksamkeit zuteil, wenngleich diese Jahre eine spannende Umbruchszeit, nicht nur für die Kunst und den Kunstbegriff im Allgemeinen, sondern auch für die Organisation des Kunstraums, bedeuteten. So wurde 1995 der bis dahin amtierende Vorstand abgewählt, neue, loftartige Räume in der Goethestraße bezogen und auch das Ausstellungsprogramm stärker auf gesellschaftlich relevante Thematiken ausgerichtet.

Kuratiert von Daniela Stöppel


PROGRAMM

Sonntag, 17. April, 15 Uhr

Der Roundtable muss leider aus terminlichen Gründen auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden. Wir geben den Ersatztermin rechtzeitig bekannt.

Roundtable »Die Neunziger Jahre – Zeiten des Wandels im Kunstraum München«

Die Diskussionsrunde versammelt als geladene Gäste Kurator/innen, Künstler/innen, Mitarbeiter/innen und Besucher/innen, die den Kunstraum in den 1990er Jahren begleitet haben. Gefragt werden soll insbesondere danach, welche Grundlagen in den 1990ern für unser aktuelles Verständnis von zeitgenössischer Kunst gelegt wurden sowie inwiefern und in welche Richtung sich der Kunstbegriff und -betrieb in den letzten 20 Jahren verändert hat.

Sonntag, 24.04., 15 Uhr
»Die Räume des Kunstraum München. Vier Ortstermine«

Im Rahmen einer Fahrrad-Tour werden die vier Ausstellungsräume des Kunstraums abgefahren und ihr jeweils soziokulturelles Umfeld erkundet. Das Format Fahrradtour knüpft an die in den 1990er Jahren und Anfang der Nuller Jahre vielfach praktizierten Stadtrundgänge an.


Leone Contini
Caporetto – Imagined Menu

Book Launch: Donnerstag, 24.03., 20 Uhr

Am Donnerstag, den 24. März wird der italienischer Künstler Leone Contini sein Künstlerbuch »Caporetto – Imagined Menu« im Kunstraum München präsentieren. Das Buch ist 2015 im Verlag Kunstraum München erschienen anläßlich der Ausstellung »Imagined Menu«, 19.06. – 08.07.2014, in Kooperation mit dem Kunstverein Milano.


Im Rahmen der Buchpräsentation werden für alle Gäste zwei Gerichte serviert, die nach den Originalrezepten aus dem Kochbuch B98 »Imagined Menus« zubereitet wurden. Die ausgewählten Rezepte und Gerichte, die ähnlich schon bei der Performance auf dem Olympiaberg im Juli 2014 angeboten wurden, sollen auch bei der Buchpräsentation als Anregung zum Nachdenken und als Ausgangspunkt für Gespräche zwischen dem Künstler und seinen Gästen dienen.



Herausgegeben von Emily Barsi



Gefördert von der Landeshauptstadt München Kulturreferat



Kunstraum München in Kooperation mit dem Kunstverein Milano.




Leone Contini, Performance, Olympiaberg, Juli 2014

Fari Shams
European Civilization, Peter the Great and the order of things

21.01. – 06.03.2016

Eröffnung: Mittwoch, 20.01., 19 Uhr

Künstlergespräch: Sonntag, 06.03., 14 Uhr
Mit Dr. Harald Klinke, Ludwigs-Maximilians-Universität München

Wir freuen uns, die erste Einzelausstellung von Fari Shams (1976) in München präsentieren zu können. Die Künstlerin lebt in Düsseldorf und London und hat in London, Chicago und Düsseldorf studiert.

In Zeiten zunehmender Unübersichtlichkeit beschäftigt sich Fari Shams mit Strategien der Ordnung und des Zugriffs auf die (Bild-)Welt. Auswahlkriterien und Sinnstiftung werden als ein in höchstem Maße selektiver, gestalterischer Prozess entlarvt. Im Zentrum ihres Schaffens steht die Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Repräsentationen von Natur und Geschichte, dabei werden Verbindungen zwischen verschiedenen Disziplinen, zwischen Wissenschaft und Kunst hergestellt. Die Künstlerin interessiert sich für grundlegende Systeme der Wissensordnung und -präsentation. Ihre Arbeiten sind von der Auffassung geleitet, dass der Erkenntniswert von hierarchischen Systematisierungs- und Klassifikationssystemen – wie sie ebenso in den Sprach- und Naturwissenschaften wie auch im Umgang mit Artefakten und Kunstgegenständen verwendet werden – vor allem Aussagen über ihren eigenen ideologischen Gehalt zulassen, weniger aber über den jeweiligen tatsächlichen Bildgegenstand.

Im Kunstraum zeigt Fari Shams einen Bildatlas aus Daten eines globalen Archivs, der mit Bildern heterogenen Ursprungs sowie unterschiedlichen Präsentationsformen (Tischpräsentation, Wandinstallation oder Projektion) arbeitet. Als Grundlage für die Bildauswahl und -anordnung dient der Künstlerin eine Vorlesung des amerikanischen Historikers John Merriman über Peter den Großen, die sie verschiedenen Klassifizierungssystemen unterzieht. Das vorgefundene Bildmaterial entstammt privaten und öffentlichen Bildquellen, so dem TIME Magazine oder den Online-Archiven der Library of Congress und der New York Public Library. Neben einfachen, neutralen Strukturen wie Schlagwort oder alphabetische Ordnung der Bildunterschriften wendet Fari Shams auch komplexe und kulturell determinierte Systeme der Klassifizierung an. Indem die Künstlerin mit diesen unterschiedlichen Herangehensweisen des Klassifizierens arbeitet und diese auf die vorgefundene Bildwelt anwendet, zeigt sie die subjektive Natur eines jeglichen Klassifizierungssystems auf, das zu jedem Zeitpunkt von den Entscheidungen seines Autors abhängt. Der Betrachter vermag inmitten der Bilderflut eine eigene Position herauszubilden, aber auch hinter der unendlich scheinenden Lesart einen Anhaltspunkt zu erkennen, der unweigerlich auf die Klassifizierung als System, als Apparat zurück führt. Dabei wird ein künstlerischer Ansatz sichtbar, der fotografische Praxis als kulturelles, politisches, ästhetisches und soziales Phänomen begreift und das gesellschaftliche und ästhetische Umfeld der Bilder in den Blick nimmt.

Zugleich bietet die Beschäftigung mit unterschiedlichen Ordnungssystemen auch die Möglichkeit, sich der fortwährenden Obsession anzunähern, Fakten und Bedeutungen zu erfassen. Durch die Verwurzelung in einer konzeptuellen Tradition untergräbt Fari Shams die Lesarten der klassischen Fotografie. Die Künstlerin zeigt nicht nur die Bedingungen von Präsentation und Repräsentation, von Manipulation, Täuschung und visuellen Schlüsseln, sondern setzt sich auch mit den Apparaten der fotografischen Produktion, Auswahlkriterien und Bildmotiv-Inszenierungen auseinander.

Kuratiert von Dr. Patricia Drück


Die Ausstellung wird gefördert von der Kunststiftung NRW sowie der Erwin und Gisela von Steiner-Stiftung.